Wiederbelebung: Feuerwehr und Rettungsdienst im Zusammenspiel

Veröffentlicht am
15.10.2025
Autoren
Avid Vormann

1. Bitte stell dich kurz vor – wer bist du und wie lange bist du schon im Rettungsdienst tätig?

Mein Name ist Julian Kadlicz. Seit meinem freiwilligen Sozialjahr im Roten Kreuz Niederösterreich 2022 bin ich hauptamtlich im Rettungsdienst tätig.
Mittlerweile habe ich den Ausbildungsstand des Notfallsanitäters NKV erreicht. Außerdem studiere ich in Linz Medizin im ersten Semester.

2. Was hat dich ursprünglich dazu bewegt, Sanitäter zu werden – und was hält deine Motivation bis heute aufrecht?

Ursprünglich hat mich mein großer Bruder dazu motiviert, die Ausbildung zum Rettungssanitäter zu absolvieren – obwohl ich ursprünglich einen anderen Zivildienst außerhalb des Rettungswesens geplant hatte. Bis heute habe ich eine unglaubliche Freude an der Vielseitigkeit und Dynamik dieser Tätigkeit. Besonders schätze ich die Mischung aus sozialen, menschlichen und medizinischen Herausforderungen. Der Kontakt zu Menschen und die Unmittelbarkeit der Arbeit sind für mich jeden Tag aufs Neue bereichernd.

3. Wie erlebst du die Zusammenarbeit zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr – was läuft besonders gut, wo gibt’s vielleicht Herausforderungen?

Die Feuerwehr ist für uns im Rettungsdienst in vielen Situationen eine riesige Stütze! Von der Türöffnung bis hin zu technischer Rettung und Reanimation sind die Kamerad:innen der Feuerwehr ein elementarer Bestandteil rettungsdienstlicher Arbeit.

4. Bei welchen Einsätzen klappt das Zusammenspiel besonders gut – gibt’s typische Situationen, wo ihr euch blind versteht?

Besonders beeindruckend finde ich die Zusammenarbeit bei Verkehrsunfällen.
Dort braucht es ein eingespieltes Zusammenspiel:

  • Die Feuerwehr sichert die Einsatzstelle und ist für die technische Rettung zuständig.
  • Wir kümmern uns um die medizinisch schonende und achsengerechte Rettung.

Nur gemeinsam lassen sich gute medizinische Outcomes für Patient:innen erreichen. Ich fühle mich durch die Anwesenheit der Feuerwehr an komplexen oder unsicheren Einsatzstellen deutlich sicherer. Auch wir unterstützen die Feuerwehr – etwa bei Brandeinsätzen, um die medizinische Sicherheit der Kolleg:innen zu gewährleisten.

5. Was bedeutet dir die Unterstützung durch die Feuerwehr persönlich – bei Einsätzen, in der Ausbildung oder im kollegialen Umgang?

Ich genieße den kollegialen Umgang zwischen den Blaulichtorganisationen sehr. Vor allem gemeinsame Übungen stärken das gegenseitige Verständnis und fördern das Lernen voneinander. Als „Laie“ auf dem Gebiet der Feuerwehr schätze ich diese Trainings besonders – sie zeigen, wie unterschiedlich und doch komplementär unsere Aufgaben sind.

6. Wenn es um Wiederbelebung geht: Welche Rolle spielt die Feuerwehr deiner Meinung nach in den ersten entscheidenden Minuten?

Einsätze mit Reanimation haben mir gezeigt, dass die Feuerwehr eine sehr gute Herzdruckmassage beherrscht und regelmäßig geschult wird. Gerade dort, wo der Rettungswagen länger braucht, kann die Feuerwehr das therapiefreie Intervall entscheidend verkürzen – und damit Leben retten. Ich bin überzeugt: Feuerwehren sollten standardmäßig zu Reanimationen alarmiert werden. Selbst wenn wir gleichzeitig eintreffen, können Aufgaben sinnvoll aufgeteilt werden – etwa für Zugänge oder Atemwegssicherung.

7. Gibt es einen Einsatz, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ja – vor über einem Jahr hatte ich einen Reanimationseinsatz an einer schwer zugänglichen Stelle auf engem Raum. Von der Ausleuchtung bis zur Herzdruckmassage war die Feuerwehr eine enorme Unterstützung.
Dieser Einsatz hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig Vertrauen und Teamarbeit im Blaulichtsystem sind.

8. Wie verändert sich deiner Erfahrung nach die Qualität der Patientenversorgung, wenn Feuerwehr und Rettungsdienst wirklich als Team agieren?

Die Feuerwehr kann viele Abläufe erheblich erleichtern und damit die Qualität der Patientenversorgung steigern. Ich wünsche mir noch mehr gemeinsames Training und Schnittstellenarbeit, um gegenseitiges Verständnis zu vertiefen. Ein großes Vorbild ist für mich die Wiener Berufsfeuerwehr, die bei Reanimationen oft schneller vor Ort ist als der nächste RTW oder das NEF – das macht einen echten Unterschied!

9. Was wünschst du dir für die zukünftige Zusammenarbeit – fachlich, organisatorisch oder menschlich?

Ich wünsche mir, dass wir Notfall- und Katastrophenmanagement interdisziplinärer denken. Warum soll ich als Notfallsanitäter nicht einmal eine Feuerwehr begleiten dürfen – oder umgekehrt? Solche Einblicke fördern Verständnis, Respekt und Zusammenarbeit.

10. Zum Abschluss: Was möchtest du den Menschen da draußen mitgeben – über Erste Hilfe, Teamarbeit oder eure Arbeit im Einsatzalltag?

Die Feuerwehr ist ein zentraler Bestandteil unserer Infrastruktur – oft die Grundlage, dass Rettung oder Polizei überhaupt arbeiten können. Wenn wir die Schnittstellen unserer Tätigkeiten bewusster wahrnehmen und gemeinsam gestalten, profitieren am Ende alle. Gemeinsam sind wir stärker – das gilt im Einsatz genauso wie im Leben.

Julian Kadlicz, Medizinstudent, Notfallsanitäter NKV in Wien und Niederösterreich.